Die Geschichte unseres Vereins beginnt im Jahre 1930. Versuchen wir uns dieses Jahr mal vorzustellen. Griesheim ein vorgelagerter Stadtteil von Frankfurt, geprägt von einem großen Chemiewerk und den dazugehörigen Arbeitersiedlungen.

 

In dieser Zeit, mit all ihren Nöten, entstand bei vielen Griesheimer Bürgern der Wunsch, nach einem eigenen Stückchen Land und sie begannen die Ideen und Gedanken des Herrn Schreber in die Tat umzusetzen. Innerhalb kurzer Zeit existieren auf dem heutigen Gelände der Eberhard-Wildermuth-Siedlung, geteilt durch einen romantischen Waldweg, unserer heutigen Waldschulstraße, 276 Gärten.

 

Die Gartenfreunde, die nun nebeneinander ihre Gärten bestellten, lernten sich kennen, unterhielten sich über dies und jenes, sprachen von ihren Erfolgen und Freuden, ihren Sorgen und Nöten.

 

So entstand der Gedanke, sich zusammenzuschließen, um einen festeren Zusammenhalt nach innen, und einen Vertretungsanspruch nach außen zu haben.

 

Schließlich fand am 22. August 1930 die Gründungsversammlung statt. 217 Gartenfreunde stimmten einer Vereinsgründung zu. In den ersten Vorstand wurden die Herren Knapp
(1.Vorsitzender), Gerecht (Schriftführer), Michel (Geschäftsführer) in den Verwaltungs-ausschuss die Herren Rheintaler, Richter, Kieser, Rössler, Lenhardt und Bauer gewählt.

 

1935 entstand in Gemeinschaftsarbeit unser erstes Vereinshaus.

 

Der zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren auch innerhalb unserer Anlage. Ein Fliegerangriff im Jahre 1945 zerstörte unter anderem unser Vereinshaus total.

 

An einen Neubau war vorerst nicht zu denken, denn jedes Mitglied hatte genügend mit sich selbst zu tun. So fanden die Vereinsveranstaltungen in den nächsten Jahren in der Gaststätte Adler-Lehmann statt.

 

Aber all dies tat der Begeisterung keinen Abbruch, dies zeigte sich auch an den zahlreichen Veranstaltungen an denen teilgenommen wurde. Erwähnt sei, und man entschuldige unseren Stolz, den damals schönsten Festwagen zum 50-jährigen Feuerwehrfest, einen Schwan aus den vielfältigen Gartenblumen.

 

Die folgenden Jahren brachten neue Sorgen. 1951-1953 wurde die Eberhard-Wildermuth-Siedlung auf unserem Gartengelände erbaut. Sämtliche Gärten mussten nach und nach aufgegeben werden.

 

Nach zähen Verhandlungen, stellte man uns einen Klee-Acker an der Mainzer Landstraße zur Verfügung, unsere heutige Anlage. Lediglich 34 Parzellen konnten angelegt werden, die sich durch eine Flurbereinigung später auf 39 erhöhten. Viel zu wenig Ersatz für unsere 276 aufgegebenen Gärten!

 

Die Arbeit fing wieder von vorne an, und was für eine! Mit Hacke und Schaufel wurden die Kleewurzeln entfernt, das Land urbar gemacht, Wege befestigt, Kantensteine gesetzt, Brunnen gebohrt und Hütten errichtet. Ein ganzes Jahr dauerte es bis man Bäume und Sträucher pflanzen konnte und all die Arbeiten wurden verrichtet, die ein jeder Gartenfreund zur Genüge kennt.

Bereits im September des Jahres 1952 waren wir mit Elan dabei, ein neues Vereinshaus zu planen. Der erste Spartenstich war am 6. Juni 1953 und nach zwölf Wochen, kaum zu glauben, stand unser schmuckes Vereinshaus. eine erstaunliche Leistung, die nur durch die gemeinsame Arbeit sämtlicher Mitglieder möglich war.

 

Zur offiziellen Einweihung, einige Wochen später, am 29. August 1953, hatte sich neben all den Ehrengästen der Stadtgruppe und der Parteien auch unser unvergessener Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb eingefunden. Sie können sich vorstellen, wie stolz unsere Mitglieder waren. Endlich hatten wir wieder, nach acht Jahren, ein eigenes Vereinshaus, indem bis heute so manches schönes Fest stattgefunden hat.

 

Die siebziger Jahre brachten uns einige Annehmlichkeiten unter anderem die Elektrifizierung der Anlage. Aber auch weitere Verluste an Gartengelände durch die Erweiterung der Autobahn. Neun Gärten fielen dem Bau zum Opfer, so dass von den ehemals 276 Gärten nur noch 31 übrig blieben.

 

1980, im Jahr des 50-jährigen Vereinsbestehens begann eine rege 10-jährige Bautätigkeit:

 

1980 Neuanlage der Toiletten

1984 Anschluss an die Stadtentwässerung

1985 Erneuerung des Hofes

1988 Anschluss an das Stadt-Trinkwasser

1990 Einbau eine Flüssiggas-Heizungsanlage für das Vereinshaus

 

Bei all diesen Tätigkeiten, die nur mit großen, auch finanziellen Anstrengungen erledigt wurden, wurde unsere Anlage nicht vergessen. Ob es die Ausstattung mit Bänken und Sitzgruppen war oder Zäune und Wege, die erneuert wurden.

 

In den 90er Jahren wurde der Spielplatz mehrere Male instand gesetzt, bis die Spielgeräte schlussendlich leider entfernt werden mussten. Kurz danach bekam das Vereinshaus eine Personaltoilette, und im Jahr 2015 wurde der Zaun einschließlich des Tores am Haupteingang erneuert.

 

Sie sehen, auch heute gibt es noch in unserer hektischen Zeit einen Gemeinschaftssinn und zugestanden, auch noch einige, wenn auch viel zu wenig, Idealisten.

 

Liebe Gartenfreunde, sie sehen eine bewegte, aber letztendlich eine erfolgreiche Geschichte, die uns manche Mühe und Tropfen Schweiß gekostet hat und wir schließen mit dem Wunsch, dass unsere Kinder unseren Verein zum Wohle des Kleingartenwesens fortführen und viele frohe Tage und Stunden in dieser, unserer Anlage erleben werden.

 

(Auszug aus der Vereins-Chronik der Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des KGV Tannenwald e.V.)